Reihen- und Serien-Heftromane
Entwicklung - Vertrieb - Umsatz - Rezeption - Aufmachung - Gliederung - Autoren - Reihen -Serien -Genres - Schreibanweisungen - Literaturhinweise - Aufgaben
Zwischen 1953 und 1971 gibt es ca. 80 Reihen
1975 teilen sich der Bastei-Lübbe Verlag (Bergisch-Gladbach), Heinrich Bauer Verlag (Hamburg), Springers Koralle-Verlag (Berlin/Hamburg), Zauberkreis-Verlag (Rastatt), Kelter-Verlag (Hamburg), und der Marken-Verlag (Köln) den Produktions-und Marktanteil an Heftromanen (3/4 davon teilen sich Bastei und Bauer allein).
Jährliche Gesamtauflage (1976): ca. 370 Millionen Exemplare, ständige Expansion durch gegenseitige Förderung der Massenmedien (z.B. TV-Serienromane)
Druckauflagen einzelner Titel: mindestens 30 000 Exemplare, meistens zwischen 60 000-100 000 Exemplaren, Auflagen von mehr als 200 000 pro Titel bleiben Ausnahmen.
Regelmäßiges Erscheinen: z.B. wöchentlich, 14tägig, monatlich
Zeitschriftenläden, Kioske, Supermärkte, Bahnhofsbuchläden, Direkt-Versand an Kunden, Antiquariate
Preis: Zwischen 2-5 DM pro Heft
Bei einer Auflage von 100 000 Exemplaren zwischen 200-500 000 DM pro Heft. Vertriebskosten: 50%, Produktion: 25%, Autorenhonorar: 3%, Gewinnspanne: ca. 22%, Druckkauflage 20-30% höher als Verkaufsauflage. Zusätzliche Einnahme durch Werbeanzeigen.
1967: 37% aller über 16jährigen lesen regelmäßig Heftromane
1975: 27% "
1975: mehr Frauen (30%) als Männer (23%) lesen Heftromane
Zusammenhang zwischen Angebot (Heftromane) und Nachfrage ("Orientierungsmuster der Leser"): "Adäquanz inhaltlicher Strukturen der Aussagen und kommunikativer Dispositionen beim Rezeptienten" (Prakker 1968)
Historische Spezifizität des Geschmacks und der "Geschmackträgerschaft" (dominant discourse)
Soziologisch-psychologische Frage des Erfolgs: Wechselwirkung von Produktion, Distribution und Massen-Bedürfnissen (Unterhaltung, Weltflucht, Orientierung, Sinnstiftung etc.), "mit radikalem Gestus die richtigen Fragen auf möglichst verlogene Weise beantworten," (Jürgen Peters 1976)
Strategien zur Erleichterung der Wahrnehmung: Identifizierung, Projektion etc.
Strategien zur Erleichterung des Werturteils und Vermeidung von Wertkonflikten: Reproduktion und Bestätigung von mehrheitlich akzeptierten Wertvorstellungen, Konventionen und Normen
Affektlösende Strategien: Angsterzeugung, Aggressionssteigerung und deren Projektion auf fiktive Figuren und Situationen, jeder Spannung folgt eine Enstpannung, Happy End.
Das Einzelheft hat in der Regel DIN A-8 Format, 64 Seiten zweispältig gedruckt, auf Zeitungspapier mit buntem Hochglanz Foto-Umschlag.
Stilistisches Kennzeichen auf dem Umschlag: Markenzeichen einer Reihe oder Serie, z.B. eine Krone, ein Herz.
Unterteilung in viele kleine Kapitel ist üblich, am Anfang kurze Zusammenfassung oder spannender Einsteiger-Paragraph, am Schluß üblicherweise Werbung für weitere Romane in derselben Reihe oder Serie. Die inneren Umschlagseiten und Teile der Heftseiten dienen als Werbeanzeigen für Waren oder Dienstleistungen.
Hinter einem Pseudonym können 50 Autoren stecken, die alle nach demselben Schema schreiben. Heinz-Werner Höber, der als "Jerry Cotton"über 300 Romane dieser Kriminalserie geschrieben hat, schreibt z.B. auch unter dem Namen "Katrin vam Zweyck." Arbeitszeit an einem Heftroman: zwischen 1-4 Wochen, ca, 120 getippte Seiten.
Honorar: Autoren, die meistens unter Pseudonym schreiben, verdienen zwischen 1000 und 3000 DM pro Heft, abhängig von ihrem Status beim Verlag.
Unter einem Reihentitel erscheinen eigenständige, abgeschlossene, mit wechselndem Personal ausgestattete Romane.
In einer Serie erscheinen in sich abgeschlossene, aber mit jeweils denselbem Personal ausgestattete Romane.
Sogenannte Frauenromane (Liebes-, Schicksals-, Adels-, Arzt-, Heimat-Romane) und Männerromane (Wildwestromane, Science Fiction Romane, Landser-Romane, Pornoromane, Horrorromane), Kriminalromane
Schreibanweisungen und -formeln
Schematisierte Handlungsabläufe und Situationen:
Standardisierter Handlungsort: stereotypische Orte je nach Genre: Schloß, Kinderheim, Villa, Krankenhaus, nordamerikanische Stadtlandschaft, Prärie, Ranchs und Saloons, Raumschiffstation etc.
Wenige Hauptpersonen (nicht mehr als 6)
Positiv-gezeichnete Hauptfiguren:
Negativ-gezeichnete Figuren:
Sprache: Formalisierung der Syntax und des Vokabulars
Dietger Pforte, "Bedingungen und Formen der materiellen und immateriellen Produktion von Heftromanen," Trivialliteratur, a.a.O,. 30-60.
Peter Nusser, "Zur Rezeption von Heftromanen," Trivialliteratur, a.a.O. 61-79.
- Wenn Sie auf das Bild oben auf dieser Seite klicken, dann sehen Sie das Umschlagblatt dieses Groschenheftes genauer. Beschreiben Sie den Umschlag und analysieren Sie dessen verschiedene Aspekte, z.B.: Welches ist der Titel des Romans? Was bedeutet er? Ist dieser Roman Teil einer Reihe oder einer Serie? Woran erkennt man das? Wie teuer ist der Roman? Aus welchem Jahr/Jahrzehnt stammt der Roman? Wie heisst der Autor? Ist das wohl sein richtiger Name? Was lässt das Foto erwarten? Inwiefern deutet es auf die Handlung des Textes hin? Welcher Verlag publizierte dieses Heft? An welche Leser/Zielgruppe richtet sich dieser Roman?
- Am Ende des Heftes steht die folgende Liste weiterer Romane. Wählen Sie sich davon einen und entwickeln Sie anhand des Titels nach dem obigen Muster ein eigenes Cover mithilfe von AdobePhotoshop oder per Hand als Zeichnung:
Nr. 15 Eine Betrügerin auf Birkenhof
Nr. 16 doch die Hochzeitsglocken blieben stumm
Nr. 17 Ein junges Mädchen lebt gefährlich
- Wenn Sie das Cover fertig haben, skizzieren Sie kurz auf der Rückseite die Handlung ihres Romans